Typische Situation: Man ist auf der Suche nach Nahrungsergänzung - sei es Vitamin C, Magnesium oder was zum Schlafen - und steht dann ratlos im Rossmann, Edeka oder dm. Oder noch schlimmer: Man sitzt vor dem Internet und hat gerade “Vitamin D + hohe Qualität” eingegeben und fragt sich, ob das Google-Ergebnis wohl richtig oder doch nur bezahlte Werbung ist.
In einer Zeit, in der Gesundheit und Wohlbefinden zunehmend an Bedeutung gewinnen, greifen viele Menschen zu Nahrungsergänzungsmitteln, um ihre Ernährung gezielt zu optimieren. Doch nicht alle Präparate sind gleich gut – die Qualität kann erheblich schwanken. Die Auswahl des richtigen Produkts ist daher entscheidend, um Wirkung und gesundheitlichen Nutzen zu erzielen. Dabei spielen vor allem Zusatzstoffe, die Form der Nährstoffe und deren Bioverfügbarkeit eine zentrale Rolle.
1. Zusatzstoffe
Viele Nahrungsergänzungsmittel enthalten Zusatzstoffe, die keinen ernährungsphysiologischen Nutzen haben. Diese Stoffe werden aus technischen oder optischen Gründen zugesetzt – leider oft auf Kosten der Verträglichkeit und Qualität.
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Füllstoffe (z. B. Mikrokristalline, Cellulose, Magnesiumstearat, Siliciumdioxid) werden verwendet, um das Volumen der Kapseln oder Tabletten zu erhöhen. Manche dieser Stoffe können die Aufnahme der Wirkstoffe sogar behindern.
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Farbstoffe wie Titandioxid, das Produkte weiß erscheinen lässt, oder synthetische Farbstoffe, sind nicht nur unnötig, sondern stehen auch teilweise in Verdacht, allergische Reaktionen auszulösen oder im Verdauungstrakt Probleme zu verursachen.
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Konservierungsstoffe und Überzüge sollen die Haltbarkeit verbessern oder Tabletten leichter schluckbar machen. Auch hier gilt: je weniger, desto besser.
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Allergene wie Gluten, Laktose, Soja oder künstliche Aromen finden sich leider noch häufig in minderwertigen Produkten – eine mögliche Gefahrenquelle für empfindliche oder allergisch reagierende Personen.
Ein qualitativ hochwertiges Präparat sollte frei von unnötigen Zusätzen sein und transparent auf dem Etikett deklarieren, was enthalten ist – und was nicht.
2. Bioverfügbarkeit – wie viel kommt wirklich im Körper an?
Ein entscheidender Qualitätsfaktor ist die Bioverfügbarkeit eines Nährstoffs. Dieser Begriff beschreibt, wie gut und in welcher Menge ein Wirkstoff vom Körper aufgenommen und verwertet werden kann. Denn nicht alles, was auf dem Etikett steht, gelangt tatsächlich in die Zellen. Leider findet man auch bei vermeintlich renommierten Firmen, wahrscheinlich aus Kostengründen, noch teilweise minderwertige Formen von Mineralstoffen und Vitaminen in deren Produkten.
Anorganisch vs. Organisch – der Unterschied bei Mineralstoffen
Mineralstoffe können in unterschiedlichen chemischen Formen vorliegen:
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Anorganische Formen, wie etwa Oxide (z.B. Zinkoxid) oder Sulfate (z.B. Eisensulfat), sind kostengünstig in der Herstellung, haben jedoch oft eine schlechte Bioverfügbarkeit. Sie werden vom Körper nur in geringen Mengen aufgenommen und führen häufiger zu Magen-Darm-Beschwerden.
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Organische Formen, wie Citrate (z.B. Magnesiumcitrat) oder Bisglycinate (z.B. Eisenbisglycinat), sind an Aminosäuren oder organische Säuren gebunden. Diese Formen sind körpernäher und können somit besser aufgenommen werden, weil sie sich natürlicher in Stoffwechselprozesse einfügen. Ein Beispiel: Magnesiumbisglycinat hat eine deutlich höhere Aufnahmequote als Magnesiumoxid und ist zudem besser verträglich.
Biologisch aktive Formen von Vitaminen
Auch bei Vitaminen gibt es große Unterschiede in Bezug auf die chemische Form und damit auf die Wirksamkeit:
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Vitamin B12: Die in günstigen Präparaten enthaltene Form ist häufig Cyanocobalamin, eine synthetische Form des Vitamin B12, das der Körper erst umwandeln muss, bevor er es nutzen kann. Hochwertigere Produkte enthalten z.B. Methylcobalamin oder Hydroxycobalamin – die teilweise aktiven Formen, die sofort vom Körper genutzt werden können.
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Folsäure: Synthetische Folsäure muss im Körper zunächst in die aktive Form umgewandelt werden. Hier ist z.B. 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) die bessere Wahl – eine direkt verwertbare, bioaktive Form von Folat.
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Vitamin B6: Während z.B. Pyridoxin-HCL eine häufige Form ist, bietet Pyridoxal-5-Phosphat (P5P), bzw. Pyridoxal-Phosphat eine bessere Bioverfügbarkeit und ist die aktive, wirksame Form im Körper.
3. Versteckte Qualitätsmerkmale erkennen
Die Qualität eines Nahrungsergänzungsmittels erkennt man nicht immer auf den ersten Blick. Hier ein paar Tipps, worauf man achten sollte:
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Transparente Deklaration: Hochwertige Hersteller geben genaue Mengenangaben und die exakte Form der Inhaltsstoffe an – etwa „Magnesiumcitrat“ statt einfach nur „Magnesium“.
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Verzicht auf problematische Zusatzstoffe: Achte auf Produkte ohne Farb- oder Füllstoffe, Konservierungsmittel, Süßstoffe oder Allergene.
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Herstellerangaben & Herkunft: Wo und wie wird produziert? Wird auf Reinheit geprüft? Sind unabhängige Labortests vorhanden? Sind z.B. auch Produkte für Sportler auf gängige Dopingsubstanzen getestet?
Fazit: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Nicht die Menge der Inhaltsstoffe entscheidet über den Nutzen eines Nahrungsergänzungsmittels, sondern die Qualität, Dosierung und Bioverfügbarkeit wirksamer Substanzen. Ein gutes Präparat verzichtet auf unnötige Füll- und Farbstoffe, verwendet organische und bioaktive Verbindungen und ist transparent deklariert.